Samstag, 6. Juni 2009

Yoga

Das Yoga, wie es in Europa verstanden wird, hat mit dem Yoga der Bhagavad Gita nur peripher tun. Während die Inder über das Yoga eine Hinwendung zu Gott, den sie unter verschiedenen Namen verehren, erreichen wollen, hat sich im Westen die falsche Ansicht verbreitet, Yoga wäre nur ein Art gesunder Körperhaltung und Sport. Das ist eine degenerierte Anschauung, passt aber zur allgemeinen Ahnungslosigkeit der Europäer über religiöse Dinge und zu ihrem Lifestyle einer entfremdeten Kultur.

In der Bhagavad Gita gibt es drei Yoga-Arten: Das Dhyana-Yoga, das Karma-Yoga und das Bhakti-Yoga. Dahinter verbergen sich verschiedene Arten, Gott zu erkennen und zu dienen. Während das Dhyana-Yoga den Erkenntnisprozess in den Vordergrund stellt, betont das Karma-Yoga das Tun, das Opfern, das Pilgern, das religiös motivierte Handeln, ohne dafür einen Lohn zu erwarten. Das Bhakti-Yoga ist eine emotionale Bindung an Gott, eine permanente Hingabe an Gott, was dem arabischen Terminus Islam entspricht. Auch ein Muslim soll sich Gott hingeben.

Im Bhakti-Yoga kommt die Freude über Gott, der in der Bhagavad Gita Krishna genannt wird, vollends zum Ausdruck. Der Bhakti-Anhänger freut sich über Gott, singt bestimmte Mantren, tanzt und stellt sich in den uneigennützigen Dienst Gottes.

Der Polytheismus in Indien sollte nicht darüber täuschen, dass die Hindus alle Götter gleichzeitig verehren, vielmehr ist es so, dass sie nur einem Gott dienen. In der Vielfalt der indischen Götterbilder und der verwirrenden Anzahl unterschiedlichster Namen für Gott sind die meisten Inder Monotheisten.

Die Bhagavad Gita ist ein Bindeglied der indischen Gesellschaft. Sie enthält religiöse Ansichten, die sehr fortgeschritten sind, die sich sehr von den westlichen religiösen Ideen abheben. Ihre Sprache ist eine ganz andere als in der Bibel, die ursprünglich ein national-religiöses Buch des jüdischen Volkes war, das hierin seine eigene Geschichte religiös-interpretativ zur Identitätsfindung als Jude und des jüdischen Volkes dargestellt hat. Das Christentum als Ableger dieser Religion hat seine eigenen Interpretationen daraus gemacht und stellt einen Angehörigen des jüdischen Volkes als Teil Gottes vor. Das ist natürlich eine reine Glaubensangelegenheit, die sich wissenschaftlich nicht beweisen lässt. Auch führt das christliche Gottesbild zu logischen Ungereimtheiten.

In der Bhagavad Gita findet man solche national und zeitlich eingegrenzten Denkhorizonte nicht. Die persönliche Erlösung ist nicht historisch eingegrenzt auf den Tod einer bestimmten Person.

Vorrangig ist der Bezug zu Krishna, dem einen Gott. Das ergibt Berührungspunkte zum Islam. Im Sufismus sind tatsächlich starke Bezüge zum Yoga vorhanden. Er kommt ohne die bunten Götterbilder aus, ist funktional aber auf der gleichen Linie wie die Bhagavad Gita. Die Bhakti, die Liebe zu Gott, die Hingabe zu Gott, findet man reichlich in den sufischen Gedichten wieder.

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